Behind the Scenes

 18. August 2019

Die WM-Tage mit anschließender Abschlussfeier liegen wohl den meisten Teilnehmern oder sonstigen Involvierten noch mehr oder weniger in den Knochen. Schon steht zumindest für uns der Wechsel in das Alltagsleben wieder bevor. Auf dem Weg zurück aus Norwegen bleiben einige Minuten für ein paar Zeilen zu den Wettkämpfen und den Abläufen aus einem anderen Blickpunkt.

Die starken Leistungen der deutschen Mannschaft und der anderen Medaillengewinner haben wir umfangreich auf orientierungslauf.de beschrieben. Auf dem Blog von Susen wird die Staffel (und auch die weiteren Wettkämpfe) ebenfalls umfassend analysiert. Eine Zusammenfassung steht inzwischen auch schon auf der Startseite des DTB. Alle anderen Medien, wie beispielsweise Twitter oder Facebook, wurden regelmäßig bedient. Die Pressemitteilungen wurden ebenfalls versendet. Caro hat auch Dank der breiten Unterstützung von Mareike auf dem Instagram-Account ordentlich Radau gemacht.

Parallel zu den Wettkämpfen galt es aber auch den einen oder anderen offiziellen Termin wahrzunehmen. Der Spaß kam zwischendurch ebenfalls nicht zu kurz. Jedes Jahr ist es eine Freude mit den Menschen aus den verschiedensten Ländern zu kommunizieren, Freundschaften zu pflegen oder neu aufzubauen. Ein ganz besonderes Highlight war in diesem Jahr das Media-Race, welches auf einer Insel südlich von Fredrikstad ausgetragen wurde. Gelaufen wurde die ganze Zeit auf felsigem Untergrund. Zwei Posten waren dabei auf einer kleinen weiteren Insel gesetzt, welche entweder schwimmend oder an den flachen Stellen gehend mit Wasser bis zur Halskrause passiert werden konnte. Anschließend folgten ein kleiner Snack sowie die Auswertung der Bahnen.

Ein weiterer Termin war die Präsidentenkonferenz, bei der Fred und ich als Ansprechpartner für den Orientierungssport in Deutschland zuhörten und uns mit anderen Nationen austauschten. Bei einem Dinner wurden Themen mit lokalen Größen und den internationalen Verantwortlichen im Orientierungssport weiter analysiert.

Es gibt aber auch vieler dieser kleinen und großen Geschichten, welche eine Weltmeisterschaft erst zu einem Event machen, an welches man auch im Nachgang noch gern denkt.

Da ist beispielsweise die Lebensgeschichte vom norwegischen Juniorenüberflieger, dessen Vater sehr früh verstorben ist. Aufgewachsen mit vielen Geschwistern förderte und begleitete sein Großvater (ebenfalls mal Staffelweltmeister im Orientierungslauf) die Entwicklung des Sprösslings auf Schritt und Tritt. Nach diversen Titeln bei Junioren-Weltmeisterschaften konnte nun die Silbermedaille über die WM-Langdistanz bejubelt werden.

Die Reiseroute von Freds Koffer wäre eine weitere amüsante Story. Dieser reiste mehr als 2 Tage munter zwischen Stockholm, Göteborg und Oslo hin und her. Automatisch generierte Mails gaben uns jeweils einen Zwischenstand auf welchem Flughafen sich das Gepäckstück aktuell befindet. Nach dem Wunsch diesen kurzerhand persönlich in Göteborg abzuholen, kam die Nachricht, dass dieser schon wieder weiter unterwegs ist. Kurz vor der Eröffnungszeremonie der WM war der Koffer dann auf dem Flughafen in Oslo angekommen. Dank der fotografischen Unterstützung von Remy durften (bzw. mussten) wir schweren Herzens die offizielle Eröffnungszeremonie auslassen und haben stattdessen den Koffer 40km von Oslo entfernt von den Reisestrapazen erlöst.

Gespannt waren wir auf die Interaktion mit der deutschen Nationalmannschaft. Seit inzwischen 3 Jahren unterbreiten wir im Kreise der Läufer bzw. deren Trainer das Angebot zum Kick Off für die Neulinge und auch die Etablierten aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit die Eckpunkte zu präsentieren, uns miteinander abzustimmen und gleichfalls Fotos zu machen. Das Angebot wurde allerdings noch nie wahrgenommen. Als Ersatz sende ich inzwischen einmal pro Jahr eine Rundmail, damit die Rollen und Möglichkeiten wenigstens halbwegs geklärt sind. Folglich sind die Grundvoraussetzungen bei einer Weltmeisterschaft für beide Seiten optimale Ergebnisse zu erzielen denkbar schlecht. Da im Trainerstab aber seit 2010 eine gemeinsame Interaktion bei Weltmeisterschaften und Weltcups existiert, gehen wir davon aus, dass wenigstens die Basics bekannt sind und dies an die Schützlinge weitergegeben wird.

Bei internationalen Sportveranstaltungen ist das Prozedere bei der Zusammenarbeit mit den Pressevertretern nach dem Wettkampf im Prinzip immer gleich. Der Sportler kommt ins Ziel, ruht sich ggf. kurz aus, wird ggf. vom Stadion- oder Zielsprecher interviewt, muss sich ggf. auf einer Plattform präsentieren und geht dann beim Verlassen der Arena durch eine schmale Gasse vorbei an den Leuten vom Fernsehen und dann an den sonstigen Medienvertretern.

Beim OL ist das bei Weltcups oder WM-Qualifikationsläufen mitunter nicht ganz so stringent geregelt.

Die Berichterstattung über die Einzelläufe der WM lief aus unserer Sicht nahezu optimal, da wir alle Personen trotz unterschiedlicher Startzeiten und Überschneidungen der Zielzeiten entsprechend vor die Linse oder zum Interview bekamen. Neben dem direkten Gespräch wurde wie zuletzt öfters eine Chatgruppe verwendet, um sich auf kurzem Wege auszutauschen. Unsere Kontaktdaten sind öffentlich bekannt. Gerade bei Großereignissen finden dort per Mail oder Telefon viele Interaktionen statt.

Bei einer WM-Staffelentscheidung ist das dahingehend entspannter, da dort nicht selten nur eine Staffel pro Nation sowie Herren und Frauen erst nacheinander dran sind. Die Läufer sind also relativ leicht abzupassen. Bei den Startläufern wird es manchmal ziemlich dicht. Nach dem Lauf betreten die Nationalläufer die besagte Pressegasse auf dem Weg zum Mannschaftsbereich. In der Regel ist diese wohl nicht breiter als 2-3 Meter. Bei vielen Nationalläufern genügt ein kurzer Blick nach oben und der jeweilige interessierte Pressevertreter signalisiert den Interviewwunsch. In den meisten Fällen wissen die Sportler aber genau wer mit zum Team gehört, also bei wem Sie mal kurz ein Interview geben müssen. Genau in diesen Interviewmomenten werden dann nicht selten ganze Tragödien im Wald berichtet. Bei den deutschen Startern sind dort in der Regel relativ wenig Interviewinteressenten anzutreffen – meistens ist es nur das Presseteam. Bei den Wahlskandinaviern warten ggf. noch ein Vereinsverantwortlicher oder lokale Pressevertreter.

Bei diesem standardisierten Ablauf gibt es also nicht viel falsch zu machen. Die deutschen Läufer werden zudem zumeist von Trainern oder Verantwortlichen abgeholt und dann durch die Pressegasse geführt. Oft sind Interviews ohne Probleme möglich. In der Vergangenheit sind hier aus deutscher Sicht aber schon die interessantesten Dinge vorgekommen. Im Jahr 2015 rannte beispielsweise auch mal ein deutscher Nationalläufer unter Begleitung des Nationaltrainers förmlich weg von den Fragen. Manchmal bekam man nach der zuvor erfolgten Auswertung mit dem Trainer auch irgendwelche Einschätzungen präsentiert, bei denen man sich fragte, welcher Lauf denn eigentlich gerade beschrieben wurde.

Im norwegischen Dauerregen war es bei der Staffelentscheidung nach dem Interview der ersten Läuferin in der Folge offensichtlich nicht mehr möglich diese Standardabläufe zu gewährleisten. In der Zone warteten genau 2 Vertreter, welche Interviews wünschten. Die spanischen Kollegen hatten allerdings kein Interesse am Interview der deutschen Nationalläufer. Rufe und Gesten meinerseits halfen leider nicht. Nach einem letzten erfolglosen Versuch zum Abschluss der Damenstaffel wurde die Thematik Staffelinterview und Videodreh komplett durchnässt für diesen Tag abgebrochen. Das Herrenrennen wurde anschließend als ganz normaler Zuschauer im Pressebereich verfolgt. Die Auswertung erfolgte dann anhand der zahlreichen digitalen Daten.

Es gibt zahlreiche Beispiele, wo es offensichtlich Missverständnisse über unsere Aufgaben, die Hintergründe und den Antrieb der Arbeit gibt.  

Zusammengefasst besteht das Ziel vom Presseteam den Orientierungssport mit maximal möglichen Kräften zu unterstützen. Dabei werden oft auch zeitaufreibende Tätigkeiten durchgeführt. Es wird oft Kontakt zwischen den unterschiedlichsten Personen hergestellt und eine breite Unterstützung angeboten (z.B. Flyer, Kontakt zum Fernsehen). Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit Bedarf es aber dem Respekt und der Abstimmung mit allen Beteiligten. Nicht zuletzt geschehen alle Tätigkeiten komplett in der Freizeit, oft auch mit einen hohen finanziellen Eigenanteil. Ein Dankesgruß zeigt zudem die Wertschätzung der geleisteten Arbeit.

Danke von unserer Seite daher für die schönen Tage in Norwegen und die fleißigen Hände im Hintergrund, welche bei der Öffentlichkeitsarbeit stetig mithelfen!

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