Sichtbarkeit zur WM

10. Juli 2021

Die Weltmeisterschaften im Orientierungslauf 2021 sind vorüber. In Tschechien waren viele herausragende Leistungen zu sehen - auch aus deutscher Sicht. Die Berichterstattung in den unterschiedlichsten deutschen Medien war aus meiner Sicht sehr gut. Leider wurden keine Live-Bilder im deutschen Fernsehen gezeigt. Auch im Internet gab es im Regelfall in Deutschland nur kostenpflichtige Angebote. An dieser Situation kann jeder Einzelne aber in Zukunft etwas ändern.

Auf dem Schwarzen Brett von o-sport.de wurden die unterschiedlichsten Kommentare zur WM abgegeben. So kam von Jan Voigt folgende Mitteilung: „Danke an Lutz für diesen wirklich guten Bericht zur WM Mitteldistanz. Er zeigt genug Nähe zu unseren Athleten, um emotional dabei zu sein und genug Distanz, um die einzelnen Leistungen richtig einordnen zu können.“ Dieser Einschätzung kann ich mich persönlich nur anschließen. Aus meiner Sicht wurde in Tschechien eine sehr gute Arbeit entsprechend der zeitlichen Möglichkeiten geleistet. In Kombination mit den herausfordernden Wettkämpfen, den ansprechenden Leistungen der deutschen Mannschaft sowie der umfangreichen Berichterstattung auf den Seiten des Deutschen Orientierungssport-Verbandes und in verschiedensten weiteren Medien war dies in vielen Bereichen aus deutscher Sicht eine runde Sache.

Nun sollte beim Orientierungssport in Deutschland neben der wörtlichen positiven Darstellung auch zukünftig die Finanzierung eines Mitarbeiters im Bereich Öffentlichkeitsarbeit (vor allem zur WM oder zum Weltcup) sichergestellt werden, um die Leistungen der Nationalmannschaften stetig darzustellen. Bei der EM im OL mehrere Wochen zuvor war dort bei den Wettkämpfen noch komplette Funkstille. Bei der WM im Mountainbike-Orienteering berichteten die Athleten danach selbst. Die entstehenden Kosten eines Mitarbeiters im Bereich Öffentlichkeitsarbeit (zumindest bei den Großereignissen) könnten über entsprechende Spenden an die Fördervereine oder über eine Finanzierung bzw. Sponsoren durch den Deutschen Orientierungssport-Verband getragen werden. Im Rahmen der an den Deutschen Turner-Bund weitergeleiteten bzw. zweckgebundenen Gelder und in Verbindung mit den eigenen Einnahmen gab es dort in der Vergangenheit wenig Spielraum. Daran wird sich voraussichtlich auch in Zukunft nichts ändern, da auch die Orientierungssportgelder auf Landesebene (Turnerbünde) nicht für Bundeszwecke eingesetzt werden können. Eigene Sponsoren sind dort aufgrund der Rahmenvorgaben (Stand 2020) nicht zulässig.

Es wäre aus meiner Sicht aber noch mehr im Bereich Öffentlichkeitsarbeit drin gewesen. Mit einer Berichterstattung im Fernsehen bzw. einer freien Veröffentlichung im Web-TV hätten die Athleten und auch die Orientierungssportarten in Deutschland an sich noch mehr profitiert. Das Bildmaterial war aus meiner Sicht sehr gut dafür geeignet. Die Rahmenbedingungen für eine Übertragung sind bekannt.

Mit dem Fernsehsender Sportdeutschland.TV gab es in den vergangenen Jahren (weit vor den Turnern) erste Absprachen Wettkämpfe im Web-Fernsehen zu übertragen. Dazu wurden mit dem Internationalen Orientierungssport-Verband Vorvereinbarungen zur Übertragung bzw. dem Erwerb der Senderechte in definierten Paketen (aktuell Zusammenfassungen) getroffen. Die Angebote lagen vor. Das Geld wurde bisher aber im Kreise der Orientierungssportler noch nicht investiert. Auch die Anfrage beim Deutschen Turner-Bund zur finanziellen Unterstützung lief ins Leere. Mit seinen Kernsportarten ist dieser hingegen auf dem Kanal sehr präsent. Dort ist man also bereit die entstehenden Kosten zur Übertragung oder der Erstellung von Material zu übernehmen.

Bildschirmprint:

Sportdeutschland.TV Turnen

Es sind viele Puzzlesteine, die dafür sorgten, dass die Anzahl der Orientierungssportler von 10000 im Jahr 1990 auf den heutigen Stand abgenommen hat. Regional bzw. in einigen Bundesländern (aktuell z.B. in Sachsen und Bayern) wird sehr viel für die Öffentlichkeitsarbeit getan. Um aber in ganz Deutschland Zielgruppen zu erreichen, ist die Präsenz auf Plattformen wie Sportdeutschland.TV ein wesentliches Element.

Wie kann dies in Zukunft realisiert werden? Der Deutsche Orientierungssport-Verband nimmt in Deutschland inzwischen eine sehr wichtige Rolle ein. Aktuell werden unter anderem die nationale Orientierungssport-Homepage "o-sport.de", das Meldeportal "O-Manager", die Bundesranglisten im OL und Ski-OL, das Kartenverzeichnis "O-Maps", die Mediendatenbank "O-Media" sowie die Deutsche Park Tour vom DOSV betrieben bzw. koordiniert. Auch die Orientierungssportvereine, welche sich bisher nicht dem DOSV angeschlossen haben, profitieren von diesem umfassenden Angebot.

Mit der Mitgliedschaft eines jeden neuen Vereins steigen aber nicht nur die finanziellen Möglichkeiten. Ab >60 Vereinen im DOSV bekundeten die ersten Sponsoren ihre Bereitschaft eine vierstellige Summe zur Übertragung der Weltmeisterschaften im Orientierungslauf bereitzustellen. Das ist ein Anfang.

Damit kann jeder Orientierungssportler bzw. Verein selbst entscheiden, ob er zukünftig seine Nationalläufer oder die Orientierungssportarten in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen möchte. Grundsätzlich spricht nichts dagegen auch andere Ereignisse oder Events mit entsprechenden Aufnahmen, ggf. einer Finanzierung bzw. Unterstützung von Sponsoren darzustellen. Die Kontaktaufnahme zu Sportdeutschland.TV ist grundsätzlich für Jeden möglich. Eine zentrale Steuerung bzw. Vereinbarung für alle Orientierungssportarten wäre gut. Übertragungsrechte (z.B. für die WM im OL) müssen allerdings erworben werden. Schon bei vergangenen Weltcups in Deutschland war erkennbar, dass Sponsoren beim Spitzensport in Orientierungssportarten durchaus bereit sind nicht unerhebliche Summen in die Hand zu nehmen.

Alternativ besteht natürlich auch zukünftig die zweite Variante: Heidrun Finke schrieb auf dem Schwarzen Brett: "Es hat Spaß gemacht, diese WM mit zu verfolgen. Einmal wegen der guten bis sehr guten Leistungen des deutschen Teams - Gratulation!! - und wegen der guten Fernseh-Übertragungen, die uns 20 Euro wert waren." 

Vielleicht bin ich persönlich zu viel Kämpfer, um mich selbst damit zufrieden zu geben, zu sehen, wie der Dachverband (DTB) regelmäßig alle sich bietenden Chancen nutzt seine Kernsportarten darzustellen und unsere Orientierungssportarten regelmäßig hinten runterfallen. Es ist ja nicht so, als wüssten wir nicht wie es funktioniert. Dass wir uns damit selbst schaden (obwohl wir selbst sehr viel mehr Breitensport als das klassische Turnen sind), ist vermutlich allen Orientierungssportlern klar.

Dieses Thema trifft auch genau die Kernantwort, der mir in den letzten Wochen und Monaten von Nichtmitgliedern öfters gestellten Frage zum DOSV. Der Deutsche Orientierungssport-Verband e.V. wurde am 14.06.2014 in Hetzdorf gegründet, um die gemeinsamen Interessen der Sportlerinnen und Sportler der verschiedenen Orientierungssportarten zu vertreten und den Orientierungssport zu fördern. Die übergreifende Darstellung ist ein Punkt, wo dies aus meiner Sicht überregional hervorragend erreicht werden kann.

Auch bei der gerade abgeschlossenen WM hat man als Zuschauer die Früchte dieser übergreifenden Zusammenarbeit sehr gut gesehen. Vielen Dank für das Erlebnis!

Für mich persönlich ist es nach vielen Jahren der intensiven Arbeit bei Weltmeisterschaften eine ganz neue Erfahrung zu Hause bei einem kühlen Kaltgetränk die Wettkämpfe im Internet zu verfolgen. Das hat auch mir sehr viel Spaß gemacht und war Motivation, mich auch zukünftig nach einer kurzen Pause in anderen Bereichen zu engagieren. Ich hoffe im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wird es in Deutschland auch zukünftig für alle internationalen Großveranstaltungen der Orientierungssportarten ähnliche Lösungen wie bei dieser WM geben.

Aus meiner Sicht sind wir beim Thema Nachwuchs- und Breitensport die vergangenen Jahre auf Bundesebene sehr dünn aufgestellt. Der Schaden in den vergangenen 1,5 Jahren durch das übergreifende Verbot von Kinder-Orientierungsläufen bei Veranstaltungen ist immens. Dort gilt es gegenzusteuern und in der Zukunft auch auf Bundesebene ein klares Statement für Kinder aller Altersgruppen beim Familiensport zu setzen. Beim Studium verganger OL-Zeitschriften wurde erkennbar, dass dort schon immer Verbesserungen möglich waren. Die unterschiedlichsten Flyer vom Deutschen Orientierungssport-Verband wurden auf Anfrage unlängst deutschlandweit verschickt - und dies in eine Gegend, welche aktuell noch sehr viel Potenzial hat. Daran lässt sich anknüpfen.

Ps.: Ich selbst bin kein Mitglied des DOSV-Präsidiums und habe mich dazu auch mit keinem Präsidiumsmitglied ausgetauscht. Sämtliche Äußerungen basieren auf den Erfahrungen der vergangenen 10 Jahre im Orientierungssport und stellen meine persönliche Meinung dar. Analog dazu verhält es sich bei Sponsoren, welche nach einer persönlichen Anfrage ihr Feedback an mich weitergegeben haben. Dort war ich im Bereich der Sponsorensuche viele Jahre für den Förderverein Orientierungslauf tätig.

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