30. Januar 2025
Im Nachgang des letzten Artikels war ich doch über das Feedback überrascht. Nicht, weil sich der Deutsche Turner-Bund zum aktuellen Zeitpunkt viele Fragen über sein Verhalten gegenüber seinen Mitgliedern gefallen lassen muss, sondern weil das Thema Kinderschutz offensichtlich einen Nerv getroffen hat. Da es noch nie mein Ziel war nur zu kritisieren, kommt hier natürlich auch ein möglicher Ansatz.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man seinen Überzeugungen folgen muss und auch andere dabei nach Kräften unterstützen sollte, seinen eigenen Weg zu entdecken.
Gerade bei Kindern und im Nachwuchsbereich gibt es dort viele Varianten. Leider verwechseln Trainer und (manche) Eltern diesen Ansatz aus meiner Sicht immer wieder mit Machtausübung und der Steuerung des Nachwuchses im eigenen Interesse. Wenn man dann in bestimmte Kreise von Funktionären im Bereich Sport kommt, dann wird es immer wieder mal nicht mehr rational. Aus meiner Sicht sollte es immer um die Sache und das bestmögliche Ergebnis für alle gehen.
In Bezug auf den Orientierungssport habe ich dort beispielsweise im Jahr 2021 mit Mitstreitern einen Antrag gestellt, um die Themen Nachwuchs- und Breitensport in die Satzung des Deutschen Orientierungssport-Verbandes aufzunehmen. Nach ablehnender Erläuterung durch das Präsidium wurde dieser von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt, nur um dann das gesamte Thema im Jahr 2025 ganz oben auf die Agenda zu setzen. Da haben wir mal wieder ein paar Jahre verloren. Diese Stories können wohl auch in vielen anderen Bereichen beliebig erweitert werden. Was das gesamte Ziel dahinter war, wissen die jeweiligen Entscheidungsträger wohl nur selbst.
Was im Erwachsenenbereich wohl zur Normalität gehört, hat im Kinder- und Nachwuchsbereich einen ganz anderen Stellenwert. Dort werden die ganzen Rahmenbedingungen gesetzt, Werte und Normen vermittelt. Das Verhalten der Kinder entwickelt sich. Diese merken nach meiner Einschätzung oft recht schnell, wenn dort Ungerechtigkeiten entstehen.
Aus meiner Sicht bedeutet das als Trainer einfach Leitlinien zu vermitteln, welche bei mir oft etwas mit (Orientierungs)sport zu tun haben, sonst aber einfach ein umfassendes Angebot ist sich auszuprobieren. Somit zählt zum Training beispielsweise immer ein umfangreiches Set an allen möglichen Materialien, wo es unter den Kindern und Jugendlichen eine freie Entscheidung gibt, was nun gemeinsam damit gemacht wird.
Es ist immer wieder spannend, was dabei spielerisch gemeinsam mit Gleichaltrigen oder etwas jüngeren bzw. älteren Kindern und Jugendlichen rauskommt. Wenn danach alle das Gefühl haben, dass es Spaß gemacht hat, der Ehrgeiz geweckt wurde, auch mal eine Niederlage verarbeitet werden musste oder allgemein etwas mitgenommen wurde, dann ist das perfekt.
Es ist auch schön zu sehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen so mit der Zeit selbstständig entwickeln – nicht unbedingt nur im Sport oder Orientierungslauf. Wenn man aber mitbekommt, dass ein Kind aus der Trainingsgruppe, welches immer Angst vor fremden Personen hatte und sehr schüchtern war, langsam immer weiter auftaut und auf einmal in der Schule freiwillig als Erster sein Gedicht vor der gesamten Klasse vorträgt, dann freut man sich über diese Entwicklungsschritte mit.
Das führt nun nicht zwangsläufig dazu, dass dies irgendwann mal der beste (Orientierungs)sportler der Welt wird. Es hilft aber dem Kind sich weiterzuentwickeln, Selbstvertrauen aufzubauen und damit auch ein aktiver Teil der Gemeinschaft mit eigenen Vorstellungen und Werten zu werden.
So etwas zu beobachten macht viel Freude.