Sprint-Orientierungsläufe

24. Februar 2025

Das Thema Sprint-Orientierungslauf beschäftigt mich selbst seit 2008 relativ intensiv. Nicht aus irgendeinem leistungssportlichen Ansatz oder dem Wunsch dabei irgendetwas zu gewinnen. Vielmehr sehe ich das Format als gute Möglichkeit den Orientierungssport näher zu den Menschen zu bringen. Dort gilt es stets die verschiedenen Seiten zu beachten, was ich persönlich gar nicht so leicht finde. Daher erfolgt (mal wieder) eine Einordnung aus meiner Sicht.

Im Rahmen der Dresdner Sprintserie habe ich 2008 erstmals als Einzelperson einen Sprint organisiert. Vorangegangen war die Verabschiedung aus den Reihen der Radebeuler Orientierungsläufer mit dem Wunsch, weiterhin für den Orientierungssport aktiv zu sein und Themen zu entwickeln. Mein erster OL fand damals im Hechtpark in Dresden statt. Die gesamte Orga habe ich allein gemacht, wobei ich Unterstützung bei der Postenbewachung und beim Equipment hatte. Start, Ziel, Anmeldung und Postensetzen ging trotz der etwa 140 Teilnehmer auch ganz gut allein.

Das Grundprinzip und die Eckpunkte sind seitdem ungefähr gleich geblieben, wobei die Anzahl der Unterstützer inzwischen angewachsen sind. Auch das Equipment haben wir inzwischen komplett selbst vorrätig. Einige Rahmenrichtlinien habe ich mir inzwischen aber gesetzt, auch wenn das andere Organisatoren anders sehen.

Für mich ist eine öffentliche Toilette bei einer Veranstaltung für 80 - 150 Personen - auch wenn es nur ein Training ist - inzwischen Pflicht. Ich möchte es niemanden zumuten irgendwo um die Ecke seine Notdurft verrichten zu müssen. Gleichfalls ist das aus meiner Sicht gerade im öffentlichen Raum eine Sauerei.

Auch das Thema Genehmigung spielt für mich inzwischen eine wichtige Rolle. So werden für alle Sprints die relevanten Ansprechpartner ausfindig gemacht und angefragt, ob dort irgendetwas dagegen spricht. Mit der Zeit hat man dann so seine Erfahrungswerte, wer grundlegend positiv gegenüber so einer Veranstaltung eingestellt ist und wer Vorbehalte hat. Am Ende ist es stets auch eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit.

Glücklicherweise hat durch das Vorgehen bisher noch niemand einen Kontrollpunkt entwendet, da alle Privateigentümer das im Normalfall im Vorfeld erfahren. Kontrollpunkte im stark frequentierten öffentlichen Raum werden inzwischen aber auch angeschlossen. Damit fallen die Bewacher weg. Gerade bei diesem Thema gab es in der letzten Zeit hinter den Kulissen immer wieder Diskussionen. Aus meiner Sicht ist es absolut nachvollziehbar, dass die Anwohner recht ungehalten werden und ggf. den Kontrollpunkt entfernen, wenn bei einem Sprint der Bahnleger den Posten mitten in ein Privatgrundstück setzt und vorher niemand informiert hat. Von Personen mit Baseballschlägern bis zum Gerichtsprozess war bei Sprintveranstaltungen wohl inzwischen alles mit dabei - glücklicherweise nie bei mir.

Was aus meiner Sicht immer ein sehr schwieriges Thema ist, ist die Disqualifikation von Teilnehmenden oder die Unterstellung, dass mit Absicht betrogen wurde. Natürlich gibt es dort die offensichtlichen Beispiele, wo Teilnehmende über hohe Mauern oder Zäune klettern oder mit dem Chip durch einen Zaun durchgreifen. Bei der Analyse kommt das bei Wettkämpfen in der gesamten Welt vor.

Allerdings sehe ich dort auch den Kartenaufnehmer und Bahnleger in der Pflicht. Mir fällt es inzwischen auch nicht mehr ganz so leicht die verschiedenen Ebenen darzustellen oder die richtigen Strichstärken bei Abgrenzungen einzuhalten, wenn ich selbst die Karten aufnehme. Letztendlich muss man gerade bei kostenfreien Aktivitäten einen guten Mittelweg zwischen Aufwand und Ergebnis finden. In jedem Fall versuche ich stets alle möglichen Varianten der Routenwahlen durchzuplanen und dann die entscheidenden nicht zu passierenden Stellen mit einer klar erkennbaren Markierung in Magenta oder Oliv zu unterstützen. Ich stelle aber immer wieder fest, dass dies bei Sprints offensichtlich nicht richtig gemacht wird und dann der schwarze Peter an die Laufenden weitergegeben wird.

Sperrgebiet
Offene Tore - geschlossen dargestellt (rote Markierung selbst gezeichnet)

So gesehen bin ich auch selbst schon dreimal durch Sperrgebiete gelaufen - einmal fehlte auf der Karte ein Stück Zaun und ein Stück oliv, was ich als kürzeste Passage auserkoren hatte. Dann ging es einmal über die mir sehr bekannte Waldschlösschenbrücke, wo ich nicht erwartet habe, dass dort verschiedene künstliche Hindernisse existierten, welche nur auf der Karte ersichtlich waren. Ein anderes Mal ging die Bahn durch einen mir sehr bekannten Stadtteil, wo die stets offenen Tore mehrerer Unternehmen zur Arbeitszeit in der Karte als geschlossen dargestellt waren, so dass ich nach der Nutzung der Passagen im Ziel schon freudig mit den Worten „Disqualifikation“ empfangen wurde.

In allen Fällen war jegliche Art des Gespräches ausgeschlossen. Verständnis für die Routenwahlen oder eine Diskrepanz zwischen eigener Erwartungshaltung, fehlendem Kartenabgleich und der Laufgeschwindigkeit gab es nicht. Da für mich persönlich die Zeit und das Ergebnis sowieso eine untergeordnete Rolle spielt, war für mich die Disqualifikation so gesehen Nebensache.

Ich hätte mir aber gewünscht, dass die Kartenaufnehmer und/oder Bahnleger auch mal von ihrer Seite auf das Thema schauen und feststellen, dass dies nicht so optimal gelaufen ist und man dort vielleicht etwas anders hätte machen können. Das Mindeste wäre aus meiner Sicht im Vorfeld eine Ankündigung in den technischen Hinweisen gewesen.

Daher bin ich der Meinung, dass hier alle Seiten das Thema nochmals in Ruhe reflektieren sollten. Seit einigen Jahren gibt es dort aber in allen möglichen Foren immer wieder die unterschiedlichsten Diskussionen mit Schuldzuweisungen und Verlierern auf allen Seiten. Das halte ich persönlich für den falschen Weg.

Am Ende ist das Format aus meiner Sicht auch sehr gut geeignet Anfängern oder Kindern das Thema Orientierungssport näher zu bringen, da die Anforderungen grundsätzlich nicht so hoch sind wie bei einem Wald-Wettkampf.