Quer durch Europa

28. Juli 2014

Dass es in den letzten beiden Monaten dann doch so viele Kilometer quer durch Europa geworden sind, hat mich fast selbst überrascht. Nach dem Saisonstart in Portugal mit darauffolgender 2-monatiger Pause folgte Mitte Juni die Jukola in Finnland. Anfang Juli stand die WM in Italien auf dem Programm. Der nächste Stopp war der Stadt-OL in Krakau.

Wenn man aus der gesamten Leistungsgeschichte beim Orientierungslauf ausgestiegen ist, versucht man seine (wenigen) Läufe nach verschiedenen anderen Kriterien auszusuchen. Der Erlebnisfaktor und das kulturelle Umfeld spielt sicherlich eine Rolle. Gleichzeitig ist es immer spannend neue Orientierungsläufe zu entdecken. Die Arbeit als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im OL in Deutschland ist ein weiterer Aspekt.

Mit diesem Hintergrund führte die erste Reise Mitte Juni nach Finnland zur Jukola. Schon beim letztjährigen Aufenthalt in Finnland konnte ich in vielen Bereichen eine gewisse Ähnlichkeit zu Deutschland feststellen. Bezogen auf den OL sind beide Länder aber meilenweit voneinander entfernt. Aus Pressesicht bedeutete dies ein Rundum Sorglos Paket mit vielen Impressionen der finnischen Landschaft und der abermaligen Erkenntnis, dass Finnisch wohl eine der wenigen Sprachen in Europa ist, wo ich absolut gar nichts verstehe. Die Startstrecke bei der größten Staffelveranstaltung der Welt war dann etwas komplett Neues. Zum ersten Posten ging es erstmal quer über die gesamte Karte. Da bei dieser Staffel wohl in der Summe etwas mehr als 16000 liefen und sämtliche Startläufer der 7er Staffeln in den Wald gingen, war es auf den ersten Posten quasi ein Laufen in einer Reihe. Nach dem 4. oder 5. Posten konnte ich dann erstmals selbst mein Tempo bestimmen – gegen Ende der Bahn wurde es dann aufgrund des Trainingszustandes ziemlich hart. In Erinnerung geblieben sind noch die riesigen Saunazelte mit den zahlreichen Wettkämpfern, die sich dort wohl auch aufgrund der kühlen Außentemperaturen relativ lang nach dem Lauf aufhielten. Die Jukola war eine (etwas seltsame und wohl einmalige) neue Erfahrung.

Nach einem eintägigen Ausflug zum Bundesranglistenlauf über die Mitteldistanz in die Nähe der Augustusburg folgte Anfang Juli die WM in Italien. Hängen geblieben ist hiervon das sehr gute Essen in den entsprechenden Restaurants. Aus Pressesicht gab es viel Licht und Schatten. Zum Glück gibt es heute aber Handys, die man als Basis für seine Internetverbindung nutzen kann. Dass am Abend auf orientierungslauf.de immer wieder Artikel standen, war absolut keine Selbstverständlichkeit. In welchem Hotel wir am ,m Abend übernachten durften, war auch nicht immer klar.

Begeistert haben mich aber die Wettkämpfe. Venedig war für mich ein perfekter Austragungsort eines Sprints. Auch die Sprintstaffel als Format an sich hat aus meiner Sicht ein großes Potenzial für die Zukunft. Im Nachgang der WM konnte ich zwar auch aus deutscher Sicht wieder Kritik an dieser Wettkampfart nachlesen. Die Spannung als Zuschauer war aber greifbar. Selbst als deutscher Presseverantwortlicher habe ich dabei mitgefiebert – auch wenn die deutsche Staffel nicht um den Sieg mitgelaufen ist. Letztendlich besteht aus meiner Sicht hiermit eine große Möglichkeit den Sport einer breiten Masse zugänglich zu machen. Die klassischen Walddisziplinen mit der Mitteldistanz, Langdistanz und Staffel in den Wäldern bei Lavarone und Asiago forderte alle danach nochmal physisch und technisch.

Zum vorläufigen Abschluss der Europa Tournee ging es dann zum 3-Tage-Lauf nach Krakau. Wenn man selbst sowohl in Skandinavien als auch in den Alpen gelebt hat und nach Möglichkeit den Orientierungsläufen mit riesigen Starterfeldern aus dem Weg geht, dann bleibt wohl im Sommer zwangsläufig der Blick nach West- und Osteuropa. Ein Stadtsprint in Krakau zusammen mit einem großen kulturellen Angebot und zwei weiteren Wettkämpfen versprach Ende Juli die passende Abwechslung. Die Wettkämpfe waren dann doch sehr physisch – die Abende im jüdischen Viertel von Krakau bzw. an der Wisla aber auch entsprechend entspannt.